Donnerstag, 11. November 2010

Skurrile Ausstellung in der Torstraße

Eine interessante, etwas andere Ausstellung, gemacht von einem sympatischen Kerl,perfekt für jeden der etwas Besonderes sehen will!
"Wer das Museum für skurrile Objekte in der Torstraße betritt, wird sich fürchten – und dann seine helle Freude haben Warum man in dem Designpanoptikum auch eine Menge über sich selbst lernen kann.


Ist es ein Fußmessgerät? Ein Wurfgeschoss? Ein Webrahmen für Topflappen? Nein, viel sinnvoller. Ein Seziertisch für Kleintiere! So geht das ständig in diesem Museum: Man schafft keine zwei Meter, ohne nicht wieder irritiert stehen zu bleiben und zu rätseln, was dieses oder jenes Objekt wohl soll. Wie überhaupt ein Mensch auf die Idee kommen konnte, sich so etwas auszudenken – und es dann auch noch tatsächlich zu bauen. „Designpanoptikum“ hat Vlad Korneev sein Reich genannt. Aber ganz genau weiß er selbst nicht, was er hier geschaffen hat und wie man einem Außenstehenden beschreiben könnte, was ihn erwartet, im Erdgeschoss in der westlichen Torstraße, Ecke Borsigstraße. „Vielleicht so eine Art Disneyland für Erwachsene“, sagt Korneev, doch dann kneift er die Augenbrauen zusammen, verwirft es
wieder. „Nee, das klingt jetzt arg klischeehaft.“

In seinen Räumen hat er hunderte Gegenstände aufgereiht, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben – außer dass sie alle offensichtlich nicht in diese Zeit gehören: alte Lederprothesen, Friseurstühle, übergroße Reproduktionskameras, Sportgeräte. Oft genug gruseln sie einen, weil sie monströs, gefährlich oder wenigstens sehr fremdartig wirken. „Ich verstehe, wenn Besucher erst einen Schreck bekommen“, sagt ihr Besitzer. „Aber es geht nicht ums Erschrecken.“ Keines der Dinge wurde entworfen, um anderen Angst einzujagen. Es sind Gebrauchsgegenstände – nur hat sich die Technik so weiterentwickelt, dass ihre ursprüngliche Funktion heute schwer zu erraten ist. Da ist etwa die glänzende Röhre, die man laut Abbildung einem Menschen tief in den Mund schieben kann. Ganz klar ein Folterinstrument, denkt man. Aber so wurden vor 80 Jahren bloß Zahnfüllungen gehärtet. Vermutlich geht es genau darum im „Designpanoptikum“: die eigenen Vorbehalte infrage zu stellen und dann den Sinn zu erkennen. Oder Korneev zu fragen.

Vorige Woche hatten sie Eröffnung, es gab Schwarzbrot, Wodka, russische Limonade. Und am Sonnabend stürmten 500 Besucher sein Museum, ein Radiosender hatte dazu aufgerufen. Immer wieder blieben die Besucher stehen und wunderten sich.

Das Museum in der Torstraße 201 ist montags bis sonnabends, 11 bis 20 Uhr, geöffnet. Eintritt 3 Euro, ermäßigt 1,50 Euro."

von: www.tagesspiegel.de am 11.11.10

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