Fragen sie sich das wirklich? Wohl eher nicht! Denn mal ganz ehrlich: Mit Musikfernsehen hatte MTV lange nix mehr zu tun. Am Ende war das nur noch weichgespülter Plastik-Pop, freizügiger Dating-Porn und Marketing-Wichserei, vom ewigen Jamba-Gebimmel ganz zu schweigen. Vielleicht hat sich der Sender damit wirklich zum überflüssigen Stück Vergangenheit diffamiert, vielleicht aber auch nicht. Das sollen andere entscheiden! Wir wollen hier keine Fahndung nach Tätern herausgeben, sind nicht auf Spurensuche und auch kein Bestattungsinstitut. Deswegen maßen wir uns auch gar nicht an, den zigsten Nachruf auf MTV zu verfassen. Dinge ändern sich. Wenn dem nicht so wäre, würden wir noch immer im Leoparden-Wickel-Dress in Höhlen vor uns hin schwitzen oder gar auf Bäume klettern.
Was MTV unterschätzt zu haben scheint, haben andere längst für sich erschlossen. Das Internet bietet mittlerweile jede Menge alternative Kostbarkeiten: Online-Sender wie putpat, tape.tv, die Videoportale um den Branchenführer YouTube und zig Magazinformate. Wer weiß, was er sucht, wird fast immer fündig. Beim personalisierten Musikfernsehen sind die Inhalte in den Händen des Users und die Künstler unabhängig von mächtigen Plattenbossen. Dennoch: Der Kosmos bleibt beschränkt!
Wer mehr auf Inhalt setzt und sich fragt, was eigentlich aus den - meist von Moderatoren - angeführten Sofalümmeleien geworden ist, bei denen unsere Lieblingsbands einst mit ehrlichen Fragen konfrontierten wurden, dürfte ebenfalls fündig werden. Immerhin reden wir vom luftleeren Raum der unbegrenzten Möglichkeiten.
Unsere Taschentücher sind aufgebraucht, die Tränenkanäle versiegt. Zeit, ein Resümee zu ziehen:
Wenn MTV sich jetzt also von der Bildfläche verabschiedet, dann ist das nichts anderes, als ein Auftakt für neue Legenden. Und wer weiß, vielleicht birgt das Ganze ja sogar eine Chance für die kleine Schwester von MTV. Viva bleibe jedenfalls kostenlos und werde sich programmlich künftig breiter aufstellen, heißt es in der Pressemitteilung des Senders.
Und auch das Internet wird seinen Teil dazu beitragen, eine Lücke zu schließen, die uns offenbar soviel Kopfzerbrechen bereitet. Ein bisschen denken wir trotzdem wehmütig an die guten alten Zeiten zurück, als wir uns um drei Uhr Nachts mit billigem Bier vor dem Fernseher tummelten, um den aufwühlenden Klängen von Metallica und Nirvana zu lauschen, bis wir eng umschlungen einschliefen. Geblieben sind uns eigentlich nur das Bier, Metallica und die Erinnerung! Verdammt, MTV, jetzt zisch schon ab, bevor wir wirklich noch anfangen zu heulen!"
Text: Stephanie Johne
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