Freitag, 18. Februar 2011

Kommt Regen, kommt Sonnenschein ■■■■

■■■■ -herrausragend|■■■□ -sehenswert|■■□□ -gelungen|■□□□ -uninteressant|□□□□ -Finger weg!


Originaltitel: Saranghanda, Saranghaji Anneunda


Das Lied "Come rain, come sunshine" von Ray Charles war die Inspiration für den Titel des neuen Films vom koreanischen Filmemacher Yoon-ki Lee. Der Titel soll von daher deutlich machen, dass es auch in schwierigen Lebensabschnitten immer wieder einen kleinen Lichtblick gibt, der einen Hoffnung schöpfen lässt.
Bereits in den vergangenen Jahren stellte Yoon-ki Lee seine "stillen" Meisterwerke auf der Berlinale zu schau jedoch im Bereich "Forum". Dieses mal tritt er also zum ersten Mal mit einem Wettbewerbsfilm an und auch in diesem Film lässt er frei nach seinem Motto "immer weniger zeigen, bis das Leben selbst zum Vorschein kommt" die Bilder sprechen.


Ein junges Ehepaar ist auf dem Weg zum Flughafen von Soel, da die Frau eine Geschäftsreise nach Tokio antritt. Im Auto verkündet die bisher zurückhaltende Frau ihrem Gatten jedoch, dass sie ihn, wenn sie wieder kommt, verlassen wird. Er scheint darauf kaum zu reagieren, hinterfragt nur ein bisschen und zeigt keine Spur von Aufregung. Wenige Tage später kehrt die Frau zurück und beginnt ihre Sachen in Koffer zu verpacken, dabei wird sie stetig mit der Vergangenheit ihrer noch jungen Beziehung konfrontiert. 
Ab dieser Szene spielt der gesamte Film im Haus des Ehepaares das sie 3 Jahre bewohnten. Nun bricht ihr letzter gemeinsamer Abend an. 
Inzwischen zieht ein heftiges Gewitter über die Stadt und der prasselnde Regen wird wie Yoon-ki Lee sagt zum Soundtrack des Films, der von der Stärke her je nach Gemütslage der beiden Charaktere variiert. Beide scheinen sich mit der Situation abgefunden zu haben und somit wandeln sie nahezu lautlos durch ihr Haus ohne viele Worte zu wechseln. 
Als der Regen schlimmer wird entdecken sie eine kleine Katze auf ihrer Terasse. Schnell versucht der Mann sie einzufangen und reinzuholen, doch diese kratzt ihn und genau in diesem Moment bricht die gedrückte Stimmung für einen Moment. Die Frau hält die Hand ihres Noch-Ehemannes, während beiden ihre noch vorhandenen Gefühle bewusst werden und sich Hilflosigkeit in ihren Augen wiederspiegelt. 
Wenig später klopft es an der Tür: es sind die Nachbarn auf der Suche nach ihrer kleinen Katze, die sich inzwischen irgendwo im Haus versteckt hat. Für das Paar hätte es wohl keine ungelegeneren Gäste geben können, denn die Nachbarin läuft wahrlos durch die Wohnung und ihr Mann redet ununterbrochen vor sich hin. DIe Stille des Haues wird gebrochen und genau in diesem Moment ruft schließlich auch der Liebhaber der jungen Frau an für den sie ihren Mann verlassen will. Doch sie zögert. 
Endlich verlassen die Nachbarn wieder das Haus und die Frau bittet den Mann noch ein letztes Mal Nudeln zu kochen. Als der Mann die Zwiebeln schneiden soll beginnt er zu weinen, geht ins Bad um sich die Augen auszuwaschen, doch er kann einfach nicht aufhören. Das lässt die Frage aufkommen, ob es wirklich die Zwiebeln waren, die ihn zum weinen brachten, oder ob es nun endlich auf aus jenem herausbricht, der bisher alles mit Zuvorkommenheit überspielt hat. 
Zur gleichen Zeit kommt die kleine Katze aus ihrem Versteck hervor und die Frau nimmt sie vorsichtig hoch, streichelt sie und flüstert ein seichtes "Alles wird gut" und ihr Gesicht verrät, dass sie sich nicht mehr sicher ist. Vielleicht tröstet sie ja auch sie selbst, denn wo Regen kommt, kommt auch Sonnenschein.


Yoon-ki Lee treibt den Minimalismus in seinem Beziehungsdrama auf den Höhepunkt, denn selbst die Mimik und Gestik der Schauspieler ist auf ein Minimum herabgesetzt und für den Zuschauer teilweise nur schwer durchschaubar. Beide Schauspieler gaben bei der Pressekonferenz auch zu, dass sie vor eine ihrer größten Herausforderungen gestellt worden. So sagte die Hauptdarstellerin Lim Soo-jung, dass es leichter gewesen wäre einfach nur "loszuweinen" oder zu schreien. Trotzdem baut sich zum Ende hin eine ungeahnte Spannung auf, die man auch im nachhinein nur schwer begründen bzw. nachvollziehen kann. Das der Film keine leichte Kost für seine Zuschauer werden würde vermutete der Regisseur bereits im vorraus:


Es ist sicher kein 'populärer' Film in dem Sinne. Ich hoffe natürlich, dass er trotzdem viele Zuschauer findet. Aber es ist schwer, die Reaktion des Publikums vorauszusehen."


In seiner Kategorie, den koreanischen Filmen, ist jener für uns auf jeden Fall bemerkenswert und auf Augenhöhe mit denen der koreanischen Regisseurgröße Kim Ki-Duk. Wir bestätigen aber auch die Feststellung des Regisseurs selber, dass jener Film sicherlich nicht jeden anspricht, da er sich auf einen kleinen Handlungszeitraum und wenig Interaktion beschränkt. Dabei lassen sich auch Paralellen zu anderen Berlinale Filmen wie "Un mundo misterioso“ oder „Odem“ finden. 


Foto: Alle Rechte bei Internationale Filmfestspiele


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